Bad Eilsen. Dieses heimische Amateur-Ensemble war in der Vergangenheit häufiger in Bad Eilsen, jetzt jedoch zum ersten Mal seit der Sanierung des einstigen Kurtheaters, das wirklich zu einem Schmuckkästchen wurde.
Man ist erstaunt, wie locker und zugleich sicher die Laiendarsteller ihre Rollen ausfüllen. Bei den diesmal aufgeführten Szenen ging es um die Schilderung von ganz unterschiedlichen Situationen mit einem Spannungsbogen, der von mystisch und undurchschaubar bis zu frivol reichte. Und dabei traten kriminalpolizeiliche Ermittlungen und Fahndungen unauffällig in den Hintergrund.
Eine alleinstehende ältere Dame ließ sich nicht von einem Einbrecher beeindrucken, der in ihre Wohnung eingedrungen war und sie mit einem Messer bedrohte. Er stürzte – wodurch auch immer – eine Treppe hinunter, und die Überfallene beförderte ihn mit einem Golfschläger endgültig ins Jenseits. Makaber und ungewöhnlich, aber es gehört zu dem Metier eines Tatortreinigers, dass er nach der Spurensicherung eben nur wieder für Sauberkeit sorgt, auch wenn in diesem Fall erstaunlicherweise niemand zuvor Argwohn gehegt hat. Der Einbrecher hat eben einfach Pech gehabt. Ein Ganove weniger – wen stört das schon?
Solch ein Todesfall kann zum Beispiel auch dazu führen, dass eine Migrantin unmittelbar vor der Hochzeit ihren Partner verliert und dadurch Gefahr läuft, ausgewiesen zu werden. Anerkennenswert, wenn sich in solch einem tragischen Fall ihre Freundin unverzüglich um eine Nachfolgelösung bemüht, aber das klappt halt nicht immer.
Es gibt möglicherweise auch so eine skurrile und zugleich abartige Situation, dass eine Prostituierte zum „Kundendienst“ in die Wohnung eines von einer Patientin getöteten Psychologen kommt. Im blutverschmierten Badezimmer gibt es dann eine körperliche Annäherung an den Tatortreiniger. Die junge Frau hatte vorher auch einen Blick in ihre Seele zugelassen.
Dass ein Tatortreiniger auch seine Prinzipien pflegt, beweist er in einer weiteren Szene, in der er seine Abneigung gegen füllige Frauen recht drastisch zum Ausdruck bringt. Er hat eben seine eigenen Vorstellungen von weiblicher Schönheit, ohne zu bedenken, dass Äußerlichkeiten in einer Beziehung nicht die entscheidende Rolle spielen.
Summa summarum: Die Schaumburger Bühne gewährte auf dem Hintergrund ungewöhnlich schwerer Straftaten Einblick in die Seelenzustände von Menschen. Und das Ganze geschah, wie eigentlich kaum zu erwarten, nicht ohne eine Prise Komik in bestimmten Situationen, die das Geschehen entschärfte.
Weil alle Akteure zum guten Gelingen beigetragen haben, sollte das gesamte Ensemble genannt werden: Markus Bandow, Oliver Beckers, Gesa Engel, Ilka Grunewald, Betina Handelsmann, Regine Müller, Nadine Olivier, Birgit Rugbarth, Anna Schönbeck, Sylvia Spilker und Maike Stratmann. Regie führte Peter Reinhold, für das Bühnenbild war Peter Herber zuständig.
Veröffentlicht am 28. März 2016
“Tiefer Blick in die Abgründe der Seele” (Autor: sig)
Autor: Siegfried Klein