Textauszüge des Artikels über das gleiche Seminar mit Michal Nocon im Juli 2014. Erschienen im „Rampenlicht“ Zeitschrift des Amateurtheaterverbandes Niedersachsen e.V.
Autor: Regine Müller, Pressewart
Ensemblemitglieder der Schaumburger Bühne
Dumpf schlagen Stöcke im Dreiklang. Duellieren sich mit anderen Taktstöcken. Wandern durch den Raum und machen Halt. Setzen erneut an. Bumm-bumm, tapp, bum. Bumm, tapp, bumm-bumm. Tapp, Bumm, tapp. Wie Herzen im unterschiedlichen Rhythmus. Seminarleiter Michal Nocon gibt den Takt an. Kraftvoll setzt er seinen übermannshohen Stock mit einem lauten “Bumm” in den Boden und zieht “tapp-tapp” abwechselnd die Füße nach. “Kopf und Körper müssen fit sein”, sagt er “sie sind das Handwerkszeug des Schauspielers”. Nur wer beides beherrscht, schafft es, auf der Bühne authentisch zu sein.
Michael Nocon, der schon Spielpartner für Julia Roberts und Robert de Niro ausgebildet hat, ist streng: Schwarze Kleidung. Das Haar zusammengebunden. Nichts darf ablenken. Nichts den Blick auf das Wesentliche versperren.
Vorbereitung heißt für Nocon “den Text auswendig können”. Nicht nach Worten suchen, sondern ihn parat haben. Nur dann kann er seine volle Wirkung entfalten und Gefühle transportieren. Zunächst wird der Text pantomimisch dargestellt. Nocon geht es um Präzision. “Steht auf dem Tisch eine Vase? Wieviele Personen befinden sich im Raum? Was ist die Handlung? Und in welchem Gemütszustand befindet sich der Protagonist?” All diese Fragen müssen bereits über den Körper beantwortet werden. Nicht einfach. Wie spiele ich beispielsweise die Blumen in der virtuelle Vase an, damit sie ihren Duft auch bei den Zuschauern verbreitet?
Nun hat der Körper Pause und an seine Stelle tritt das Wort. Nur das Wort. Keine Bewegung ist erlaubt. Wie schaffe ich es Wut zu transportieren ohne meine Faust zu ballen? Die Stimme will sich überschlagen. Macht sich lautstark bemerkbar und merkt doch nicht, dass Wut tiefer sitzt. Ich muss sie innen fühlen. Muss ihre Facetten ausloten.
Endlich darf sich beides verbinden: Der Körper und das Wort. Dabei macht Nocon nochmal deutlich, welche Macht eine Bewegung hat. Die Sprache folgt. Später. Darf sich der Bewegung widersetzen. Darf das Unerwartete tun. Und den Zuschauer überraschen. Der Wechsel aus Spannung und Entspannung macht das Spiel lebendig. Trägt Emotionen in den Raum als Funken zum Publikum.
Das Seminar ist mehr als Theaterprobe. Es ist ein Stück Selbsterfahrung. Ein Stück Arbeit an mir selbst und das, was ich weitergeben möchte. Vorhang auf! Für Körper und Wort.